nimmt nun offenbar ihren Lauf. Die Bevölkerung steht diesem Vorhaben zum Teil ablehnend gegenüber. Hier ein Schreiben von Frau Elfi Hilberath, welches sie an die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien gesandt hatte und meine Antwort darauf:
17.09.2025
Sehr geehrter Herr Plorin,
ich musste 80 Jahre alt werden, um an einer Ratssitzung im Klever Rathaus teil zu nehmen, genauer, an der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses vom 10. September 2025. Denn es ging um den wunderbaren Synagogenplatz, dessen Bebauung auf der Tagesordnung stand.
- Als Klever Kind weiß ich noch um seine Entstehung und es macht mich sprachlos, dass er bebaut werden soll. Ich habe oft den Stadtführerrinnen auf dem Synagogenplatz zugehört, die kleinen Gruppen die Gedenkstätte nahe brachten und auch manche Großveranstaltungen auf diesem Platz besucht: Seine Großzügigkeit und gleichzeitig seine Leere, der angedeutete Grundriss und die Namen an der Stirnseite mit den Steinchen machen schreiend deutlich, was die Nazis in Kleve angerichtet haben: Es gibt kein jüdisches Leben mehr in Kleve, keine jüdischen Familien, keine jüdische Gemeinde. Deshalb empfinde ich es als Skandal, diesen Platz zu überbauen. Ein Haus des Erinnerns er wäre ein Museum. Das letzte, was wir in Kleve brauchen, ist noch ein Museum. Aussagekräftiger als jetzt kann ein bebauter Synagogenplatz nicht werden!
- Der Synagogenplatz ist eine Gedenkstätte, als ein Baudenkmal, das nicht bebaut werden darf! Jetzt soll die Denkmalbehörde mit juristisch und architektonisch fragwürdigen Tricks die geltende Gesetzeslage im Sinne der Lobbyisten umgehen. Ich hoffe sehr, dass der Klever Rat dem nicht zustimmt oder dass eine Bürgerinitiative das ganze Projekt stoppt. Ich wäre dabei!!!
- Wer wäre eigentlich für die Folgekosten eine Bebauung verantwortlich? Jeder Anwohner weiß und auch der Klever Umweltbetrieb, wie viel Dreck und leere Bierflaschen jetzt schon am Dr.-Heinz-Will-Platz, am Hertenberg und Bleichenberg sowie die Treppe runter zum Kermesdahl, zu entsorgen sind. Außerdem lässt die umliegende Grünpflege jetzt schon sehr zu wünschen übrig. Das wird sicher nicht besser, wenn eine Bebauung nachts offen und beleuchtet sein soll; eigentlich reicht mir die beleuchtete Schwanenburg als Symbol der Stadt, da braucht es keine überregionale beleuchtete Gedenkstätte.
- Habe ich nicht mit der Annahme, dass jüdische Gebäude bei steigendem Antisemitismus und Rechtsradikalismus ständig bewacht werden müssen? Wer kommt dafür auf? Da reicht es sicher nicht, wenn die Polizei einmal am Tag vorbeifährt.
- Ich weiß natürlich, dass, wer gegen eine Neubebauung des Synagogenplatzes ist, sich dem Vorwurf des Antisemitismus aussetzt. Geht deshalb der Bebauungsvorschlag der Lobbyisten so leicht und schnell durch den Rat? Ich bin es jedenfalls nicht, im Gegenteil?
Mit freundlichen Grüßen
Auf dieses Schreiben habe ich wie folgt geantwortet:
Betreff: Ihr Schreiben vom 17. September 2025 zur Bebauung des Synagogenplatzes
Sehr geehrte Frau Hilberath,
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herzlichen Dank für Ihre Zuschrift vom 17.9.2025; sie sprechen mir aus der Seele. Was Sie schriftlich vorbringen, habe ich mir in ähnlicher Form auch anderweitig schon anhören können. Nur: Man murrt, aber man macht nichts. Daher ein ausdrückliches Kompliment an Sie.
Die Sache mit den Bebauungsplänen des Synagogenplatzes läuft ja nun schon länger. Ich hatte mich mit der seinerzeitigen AfD Fraktion gegen eine Bebauung ausgesprochen. Nachdem der Klever Rat anfangs in dieser Angelegenheit noch gespalten war, hat man die Gegner bis auf die Vertreter der AfD offenbar “rumgekriegt“.
Ich begründe meine Ablehnung zum einen damit, dass das würdevollste Gedenken an das Geschehen und die alte Synagoge nach wie vor darin besteht, dass man den Platz als Gedenkstätte nutzt und bis zu einer eventuellen Errichtung einer neuen Synagoge von allem anderen freihält. Zum anderen beschleicht mich das Gefühl, dass sich da jemand, ich denke da an Herrn Ron Manheim, ein Denkmal setzen lassen möchte. Und dafür sollte man den Synagogenplatz erst recht nicht verschandeln. Ausstellungsflächen, Gedenk- und Tagungsstätten haben wir genug; die Stadthalle zum Beispiel steht die meiste Zeit ungenutzt leer.
Die übrigen von Ihnen angeführten Argumente (Folgekosten, Verschmutzung, Bewachung usw.) sind selbstverständlich zutreffend.
Was Sie in Ihrem Schreiben unter 5.) anführen, macht mir eher weniger Sorgen: Ich habe die Bebauungspläne für alle deutlich hörbar mit vorgenannter Begründung entschieden abgelehnt und bin bisher nicht des Antisemitismus bezichtigt worden. Und wenn: Diejenigen, die solches vorbringen würden, lägen schlicht falsch. Ich musste mir auch bisher schon viel Unsinn anhören.
In der gestrigen Haupt- und Finanzausschusssitzung wurden die Einleitung des Verfahrens und die Offenlage des einschlägigen Bebauungsplans mit großer Mehrheit beschlossen. Ich als Vertreter der AfD habe als einziger dagegen gestimmt.
Ich werde ihr Schreiben auf meiner Homepage gerdplorin.de (Kleve, Deutschland und die Welt) nebst dieser meiner Antwort veröffentlichen und bedanke mich für Ihre Zustimmung.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Plorin
P.S.: Falls Sie auch von anderen Parteien Reaktionen erhalten, würden mich diese interessieren.